In letzter Zeit habe ich mit der Gartenbewässerung auseinandergesetzt. Diese habe ich mir im Prinzip von Anfang an gewünscht, wollte die jedoch allerdings erst nächstes Jahr verlegen. Da ich jedoch gemerkt habe, wie aufwändig es ist fast jeden abend den Rasen, die Hecke und die Beete zu gießen und mein Rasen sowieso ziemlich "kacke" ist (da viel Unkraut), habe ich mich entschlossen das noch dieses Jahr anzugehen.
Hierzu habe ich mich relativ früh für das Bewässerungssystem von Hunter entschieden. Dieses soll eine sehr gute Qualität haben (wohl deutlich besser als von Gardena bspw.) und wird auch im professionellen Bereich eingesetz.
Für die Planung der Beregungsanlage habe ich mich an ein entsprechendes
Fachunternehmen gewendet (Friesecke Bewässerungstechnik aus Burgdorf ). Zu Beginn der Planung gab es jedoch zunächst eine ziemliche Ernüchterung: Ich habe während des Baus zwei Außenzapfstellen machen lassen, damit ich diese später ggf. für die Gartenbewässerung nutzen kann. Zudem habe ich mich damals gegen eine Zisterne entschieden, da sich diese nicht gerechnet hat (siehe Wirtschaftlichkeitsrechnung Zisterne). Nun gab es allerdings folgendes Problem: die Wasserleitungen zu den Außenzapfstellen haben einen viel zu geringen Durchmesser (1/2 Zoll), so dass die Durchflussmenge viel zu gering ist (bei 3 Bar Fließdruck habe ich ca. 700 Liter / h Wasser gehabt). Zudem dürfen nach DIN EN 1717 / DIN 1988-100 Unterflur-Beregnungsanlagen nicht direkt mit dem Trinkwassernetz verbunden werden. Sowas sagt natürlich keiner einem während eines Neubaus! D.h., ich hätte erstmal keine automatische Beregnungsanlage realisieren können, obwohl ich das unbedingt haben wollte...
Deshalb habe ich verschiedene Optionen bewertet:
- Zisterne nachträglich einbauen: wäre viel zu aufwändig und ich hätte aufgrund des nachträglichen Einbaus kaum Regenwasser nutzen können (es sei denn ich hätte die Rigole neu gemacht).
- Brunnen: geht bei uns nicht, da das Grundwasser viel zu tief ist
- Druckerhöhungsanlage mit Vorlaufbehälter: teuer und aufwändig
- weitere Wasserleitung nach außen verlegen.
Nach langem hin und her habe ich dann entschlossen eine weitere Wasserleitung aus dem HWR durch die Garage nach außen verlegen zu lassen. Diese besteht aus 22mm Kupfer (3/4 Zoll) und ist mit einem Systemtrenner ausgestattet. Dieser Spaß war relativ teuer und aufwändig und im Endeffekt habe ich lediglich nur ca. 800 Liter / h Wasser bei 3 Bar Fließdruck (liegt vermutlich am Systemtrenner, der zum Druckverlust führt).
Dennoch meinte der Planer, dass das zwar grenzwertig sei, jedoch ausreichen würde.
Mein Tip an alle Bauherren:
Wenn ihr eine Beregnungsanlage plant, dann installiert euch gleich eine Zisterne mit automatischer Nachfüllung und einer vernünftigen Pumpe! Oder ihr legt gleich einen Brunnen an (falls möglich).
Anhand der verfügbaren Wassermenge wurde ein Plan für die Bewässerung erstellt:
- 4 Kreisläufe für den Rasen mit 5x Hunter MP Rotator 2000 je Kreislauf, d.h insgesamt 20 Rotator für den Rasen. Die MP Rotator sind relativ klein und werden in Versenkdüsengehäusen eingebuddelt. D.h. während des Betriebs steigen die aufgrund des Wasserdrucks ca. 10 cm aus dem Boden und verschwinden nach dem Bewässern wieder im Boden, so dass man diese kaum sieht und beim Rasenmähen nicht stören.
- 1 Kreislauf für die Hecke (Tropfbewässerung)
- 1 Kreislauf für Beete und Beeren (Tropfbewässerung)
D.h. ich habe insgesamt 6 Kreisläufe. Die 4 Kreisläufe für den Rasen dürfen laut Planung nur nacheinander laufen, da ansonsten die Wassermenge nicht ausreicht. Für die Hecke und Beete/Beeren habe ich separate Kreisläufe, da die Hecke wesentlich seltener bewässert werden muss.
Mit dem Planer habe ich vereinbart, dass ich von ihm die Planung machen lasse, jedoch die Anlage selber verlege. Die Planung und Beratung selbst kostet nichts, wenn ich jedoch die Pläne erhalten möchte, muss ich allerdings das Material bei ihm abnehmen (was wesentlich teurer als im Internet ist). Da bei mir die Sache etwas komplizierter ist, habe ich mich entschlossen bei dem Planer das Material zu beschaffen, da ich dann bei Problemen auf ihn zugehen kann. Im Prinzip kann man sich so eine Anlage auch selber planen, hierzu gibt es im Internet diverse Informationen zu. Dies ist jedoch nicht ganz trivial (u.a. wegen Positionierung der Düsen für gleichmäßige Bewässerung und Berechnung der Druckverluste und Wassermengen).
Nachdem ich die Pläne und Montageanleitung erhalten habe, habe ich überall in der Umgebung von Hannover eine Grabenfräse gesucht: lediglich Boels hat eine, die ist jedoch leider riesig (wiegt fast 400 kg). Damit habe ich jedoch innerhalb von ca. 4 Stunden 150m Graben gefräst (mit dem Spaten hätte ich dafür erfahrungsgemäß mehrere Tage benötigt).
Danach habe ich die ganzen PE-Leitungen (32mm) und die Düsen installiert. Das war relativ aufwändig und hat insgesamt eine Woche gedauert. Besonders nervig waren die T-Stücke und die Ventilboxen. Nachdem die Tests erfolgreich waren, habe ich wieder alles eingebuddelt und mein Rasen sieht nun noch "beknackter" aus. :-)
Was mich stark verwundert: die Erde bei den Gräben sackt immer noch ziemlich stark ab, obwohl ich über die Gräben schon mehrmals gelaufen bin und diese mit viel Wasser verdichtet habe. D.h. ich kann solange nicht nachsäen, bis sich die Erde gesetzt hat. Was mich auch zudem stark verwundert: ich kann alle 4 Rasenkreisläufe gleichzeitig aufdrehen, und die Düsen steigen trotzdem auf und bewässern. D.h., die vier Kreisläufe für den Rasen sind m. E. sehr konservativ geplant worden und ich frage mich, ob zwei Kreisläufe nicht gereicht hätten. Allerdings meint der Planer, dass er Puffer einplanen muss (ist von Hunter so vorgesehen) und die Düsen nicht gleichmäßig bewässern, wenn diese nicht mit dem Idealdruck von 2,7 Bar betrieben werden.
Die Steuerung der Kreisläufe erfolgt über Magnetventile. Habe hierfür 24VDC-Ventile von Bermad, die man über 24V Gleichspannung ansteuern kann (normalerweise haben die Ventile 24V Wechselspannung). Da die Loxone mit 24VDC betrieben wird, kann ich das Loxone-Netzteil auch für die Ventile nutzen.
Von Hunter gibt es auch Steuergeräte, die die Gartenbewässerung automatisch steuern. Ich habe mich jedoch gegen diese entschieden, da ich die Steuerung mit Loxone durchführen möchte und dies auch (hoffentlich) wesentlich intelligenter durchführen kann (u.a. wegen Wetterdaten). Zudem kann ich die Bewässerung auch mit dem Smartphone/Tablet über die Loxone App steuern.
Da ich an meiner Loxone keine Digitalausgänge mehr frei hatte, jedoch relativ viele Analogausgänge, habe ich von meinem Schwager (ist E-Techniker) eine kleine Platine löten lassen, die aus 6 kleinen Relais besteht. Die Relais können mit den Analogausgängen der Loxone angesteuert werden. Solche Koppelrelais kann man sich auch fertig kaufen (für die Hutschiene), man muss jedoch aufpassen, da die Analogausgänge der Loxone mit maximal 20 mA belastet werden dürfen.
Die Programmierung in Loxone sieht nun ungefähr wie folgt aus:
- alle 2-3 Tage wird morgens um 4 Uhr die Bewässerung gestartet (es ist besser früh morgens als abends zu bewässern, da sich ansonsten Moos und Pilze bilden können)
- Wenn es jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit regnen soll, wird die Bewässerung ausgesetzt und ggf. in der Folgenacht durchgeführt (falls es doch nicht geregnet hat)
- Wenn es stark geregnet hat, wird die nächste Bewässerung entsprechend verschoben.
Die Programmierung ist noch nicht ganz abgeschlossen, insb. mit den Wetterdaten bin ich noch am feintunten. Die Wetterdaten hole ich mir übrigens kostenlos von www.wunderground.com (da gibt es eine API für), man kann sich diese aber auch vom Loxone Weather Service holen (kostet dann ca. 60 EUR im Jahr).
Das Bewässern macht nun richtig Spaß, da es zum einen ein richtiger Hingucker ist und zum anderen sehr viel Arbeit erspart (bzw. man hat damit überhaupt keine Arbeit mehr) :-)
BTW: für den Winter wird das System mit einem Kompressor "ausgeblasen", so dass man sich wegen Frostschutz keine Gedanken machen muss.